
Telepflege – Auf einen Blick
- Definition: Telepflege bezeichnet pflegerische Leistungen, die mithilfe digitaler Technologien über räumliche Distanz erbracht werden, etwa via Videoberatung oder Telemonitoring.
- Zielsetzung: Die Telepflege soll Pflegekräfte entlasten, Angehörige besser einbinden und die Versorgung von Pflegebedürftigen, insbesondere in strukturschwachen Regionen, verbessern.
- Anwendungsbereiche: Der Einsatz erfolgt unter anderem bei Beratungen, Schulungen, Wundmanagement oder der Begleitung pflegerischer Prozesse durch Fachpersonal aus der Ferne.
- Vorteile: Entlastung des Personals, bessere Versorgungsqualität, höhere Selbstständigkeit der Pflegebedürftigen sowie Kostenersparnis im Gesundheitswesen.
- Modellprogramm: Derzeit wird die Telepflege in mehreren Modellprojekten bundesweit getestet, mit dem Ziel, Standards für den Regelbetrieb zu entwickeln.
Was ist Telepflege?
Telepflege bezeichnet die digitale Unterstützung pflegerischer Leistungen über räumliche Distanzen hinweg. Mithilfe von Informations- und Kommunikationstechnologien können Pflegefachkräfte aus der Ferne mit Pflegebedürftigen, Angehörigen oder anderen Fachkräften interagieren – etwa zur Beratung, Anleitung oder Überwachung.
Anders als die gesetzlich verankerte Telemedizin, die in erster Linie medizinische Sachverhalte mit Beteiligung von Arztpraxen umfasst, ist Telepflege bislang weder gesetzlich definiert noch flächendeckend etabliert. Sie gilt vielfach noch als Bestandteil der Telemedizin, wird jedoch zunehmend als eigenständiges Arbeitsinstrument in der Pflegepraxis betrachtet.
Die Telepflege umfasst dabei keine eigene pflegerische Disziplin, sondern wird als „digitales Werkzeug“ verstanden, um Pflegeleistungen unter digitalen Bedingungen zu ermöglichen. Beispiele sind das Telemonitoring von Vitaldaten, virtuelle Schulungen von Hilfskräften oder Assistenzsysteme im häuslichen Umfeld wie Sturzprävention oder Alarmierungen.
Im internationalen Raum spricht man häufig auch von „Telecare“. Beide Begriffe stehen für digitale Anwendungen, die räumliche und zeitliche Hürden in der Pflege überwinden und die Zusammenarbeit verschiedener Akteure fördern.
Digitalisierung der Pflegeeinrichtungen als Reaktion auf den Pflegekräftemangel
Der wachsende Fachkräftemangel stellt Pflegeeinrichtungen zunehmend vor große Herausforderungen. Immer mehr Aufgaben müssen mit immer weniger Personal bewältigt werden, bei gleichzeitig steigenden Anforderungen an Qualität und Dokumentation. Um dieser Entwicklung wirksam zu begegnen, setzt der Gesetzgeber gezielt auf digitale Lösungen in der Pflege.
Mit dem Digitale-Versorgung-und-Pflege-Modernisierungs-Gesetz (DVPMG) wurde 2021 der rechtliche Rahmen geschaffen, um digitale Innovationen auch im Pflegebereich gezielt zu fördern. Seit 2022 fördert der Bund die Telepflege als innovativen Ansatz zur Entlastung des Pflegepersonals.
Ziel ist es, bestimmte pflegerische Leistungen mithilfe digitaler Technologien effizienter zu gestalten und so neue Handlungsspielräume für Pflegekräfte zu schaffen. Telemedizinische Anwendungen ermöglichen es, Prozesse zu vereinfachen, Doppelarbeiten zu vermeiden und Versorgungsstrukturen sektorenübergreifend zu vernetzen.
Anwendungsbereiche der Telepflege
Die Telepflege eröffnet neue Möglichkeiten in der pflegerischen Versorgung und das über viele Einsatzfelder hinweg. Besonders geeignet ist sie für Beratungsgespräche, Nachsorgetermine und Schulungen pflegender Angehöriger, die durch den digitalen Kontakt ortsunabhängig und zeitsparend gestaltet werden können.
Ein weiterer zentraler Bereich ist das Wundmanagement. Gerade in der ambulanten Versorgung können Fachkräfte über Videosprechstunden visuelle Einschätzungen vornehmen und konkrete Behandlungsempfehlungen geben – ohne physisch vor Ort sein zu müssen. Eine Studie des iGES Instituts zeigt: Fast 90 Prozent der befragten Wundexperten halten telepflegerische Einschätzungen per Video für fachlich fundiert und praxistauglich.
Auch in der Langzeitpflege lassen sich telepflegerische Leistungen sinnvoll einsetzen. Digitale Visiten und regelmäßige Kontrolltermine per Video reduzieren unnötige Fahrzeiten und helfen dabei, Pflegekräfte gezielter einzusetzen. Zudem lassen sich durch frühzeitige Einschätzungen Komplikationen, Krankenhausaufenthalte und unnötige Transporte vermeiden.
Um diese Vorteile umzusetzen, setzen viele Pflegeeinrichtungen auf digitale Lösungen. Unser Partner arztkonsultation, Deutschlands führende Videosprechstunden-Suite für die Pflege, unterstützt dabei, dem Fachkräftemangel zu begegnen und die Versorgung geriatrischer Patienten zu verbessern.
"Pflegebedürftige berichten uns immer wieder, wie sehr ihnen die Telepflege im Alltag hilft – sei es durch die schnelle Klärung von Fragen, die Unterstützung bei der Medikamenteneinnahme oder einfach das beruhigende Gefühl, dass jederzeit jemand erreichbar ist. Für viele ist es ein Stück verlorene Selbstständigkeit, das sie dadurch zurückgewinnen.“ So Jan Zeggel, Geschäftsführer der arztkonsultation ak GmbH.
Vorteile der Telepflege für alle Beteiligten
Die Telepflege bietet einen spürbaren Mehrwert, nicht nur für Pflegebedürftige, sondern auch für Pflegekräfte, Angehörige sowie Leistungserbringer und Kostenträger.
Ein besonderer Vorteil liegt in der stärkeren Einbindung von Angehörigen, die nicht vor Ort sein können:
- Angehörige können auch aus der Ferne unkompliziert an Videosprechstunden teilnehmen.
- Sie erhalten aktuelle Informationen zum Gesundheitszustand und Pflegeverlauf.
- Die Telepflege ermöglicht eine aktive Einbindung in die Betreuung, auch ohne physische Anwesenheit.
Gleichzeitig wird das Selbstmanagement der Pflegebedürftigen gestärkt, was ihre Selbstständigkeit fördert und dazu beiträgt, dass sie länger in ihrer häuslichen Umgebung bleiben können.
Auch für Pflegefachkräfte ergeben sich Vorteile:
- Digitale Tools entlasten die Organisation und schaffen mehr Zeit für die eigentliche Pflege.
- Der Austausch mit Angehörigen und anderen Berufsgruppen wird deutlich erleichtert.
- Gemeinsame Fallbesprechungen per Video fördern eine schnellere und fundierte Entscheidungsfindung.
- Die digitale Zusammenarbeit stärkt das kollegiale Miteinander und wirkt der beruflichen Isolation entgegen.
Darüber hinaus eröffnet die Telepflege neue Perspektiven für sämtliche Leistungserbringer des Gesundheitswesens:
- Pflegedienste und Einrichtungen können ihre Reichweite erweitern und Patienten auch in entlegenen Regionen versorgen.
- Lange Anfahrtswege entfallen, wodurch sich die Versorgung deutlich effizienter gestalten lässt.
- Die Pflegedokumentation profitiert vom schnelleren Informationsaustausch und einer strukturierten Kommunikation.
Nicht zuletzt profitieren Kranken- und Pflegekassen:
- Durch telepflegerische Maßnahmen lassen sich kritische Entwicklungen frühzeitig erkennen und vermeiden.
- Kostenintensive Notfalleinweisungen oder stationäre Behandlungen können reduziert werden.
- Der Verbleib in der Häuslichkeit wird gezielt gefördert – im Sinne der Patienten und der Versorgungskosten.
So trägt die Telepflege durch vorausschauende Betreuung, effizientere Abläufe und eine gezieltere Ressourcennutzung langfristig zu einer insgesamt besseren Versorgungsqualität bei und entlastet zugleich das Gesundheitssystem.
Modellprogramm zur Erprobung der Telepflege
Um das Potenzial der Telepflege fundiert zu bewerten, wurde ein bundesweites Modellprogramm auf den Weg gebracht. Der GKV-Spitzenverband begleitet die Erprobung gemäß § 125a SGB XI, mit dem Ziel, die sektorenübergreifende Kommunikation in der Pflege praktisch zu testen und wissenschaftlich zu evaluieren. Der Fokus liegt dabei klar auf der Perspektive der Pflege und den tatsächlichen Einsatzmöglichkeiten im Versorgungsalltag.
12 Modellprojekte erproben über 15 Monate hinweg unterschiedliche Anwendungsszenarien in ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen. Dazu zählen unter anderem:
- Die digitale Unterstützung pflegender Angehöriger in der Häuslichkeit
- oder die virtuelle Rücksprache des Pflegepersonals mit behandelnden Ärzten, beispielsweise zur Medikamentengabe bei Bewohnern von Pflegeheimen.
Ziel ist es, möglichst viele konkrete Anwendungsfelder zu identifizieren, um daraus bundesweite Standards für den Einsatz telepflegerischer Lösungen zu entwickeln.
Besonders im Fokus: Die Einbindung weiterer Gesundheitsakteure, wie beispielsweise Hausärzte, um die Telepflege sinnvoll in bestehende Versorgungsketten einzubetten.
Alle 12 Projekte werden wissenschaftlich begleitet und ausgewertet. Im Fokus stehen dabei die folgenden Punkte:
- Der Mehrwert für Pflegebedürftige.
- Der Nutzen für Pflegekräfte und Fachpersonal.
- Die Auswirkungen auf betriebliche Abläufe.
- Das Entlastungspotenzial angesichts des Fachkräftemangels.
Häufige Fragen und Antworten
Was gehört zur Telepflege?
Zur Telepflege zählen digitale Pflegeleistungen, die über räumliche Distanz hinweg erbracht werden. Dazu gehören z.B. Beratungsgespräche, Schulungen für Angehörige, Wundbeurteilungen per Video oder die Anleitung von Pflegehilfskräften durch Fachpersonal.
Was ist Telemedizin einfach erklärt?
Telemedizin bezeichnet die medizinische Versorgung auf digitalem Weg – etwa durch Videosprechstunden, Fernüberwachung von Gesundheitsdaten oder elektronische Kommunikation zwischen Ärzten, Patienten und anderen Leistungserbringern.
Was ist das Modellprogramm Telepflege?
Das Modellprogramm zur Telepflege ist ein bundesweites Förderprojekt, bei dem Pflegeeinrichtungen digitale Pflegeanwendungen praktisch testen. Ziel ist es, Einsatzfelder zu identifizieren und Standards für eine qualitativ hochwertige, digital unterstützte Pflege zu entwickeln.