
Pflegeassessment – Auf einen Blick
- Definition: Ein Pflegeassessment ist die strukturierte Erfassung und Bewertung des Pflegebedarfs einer zu pflegenden Person. Es bildet die Grundlage für individuelle Pflegeplanung und -maßnahmen in der Krankenpflege.
- Ziel und Zweck: Durch gezielte Datenerhebung und Analyse können Pflegebedürfnisse frühzeitig erkannt und die Versorgung gezielt angepasst werden – für mehr Qualität und Sicherheit in der Pflege.
- Einsatzbereiche: Pflegeassessments kommen unter anderem bei der Aufnahme neuer Patienten, im Rahmen von Risikoanalysen (z.B. Sturzrisiko) sowie bei der kontinuierlichen Pflegeplanung zum Einsatz.
- Instrumente: Es gibt zahlreiche standardisierte Assessment-Tools und Methoden, darunter z.B. die Braden-Skala (Dekubitusrisiko), der Barthel-Index (Selbstständigkeit) oder das Assessment nach Gordon (Gesundheitsmuster).
- Digitalisierung & TI-Anbindung: Digital durchgeführte Assessments lassen sich direkt in die elektronische Pflegedokumentation integrieren und über die Telematikinfrastruktur (TI) sicher und nachvollziehbar austauschen.
Was versteht man unter einem Pflegeassessment?
Ein Pflegeassessment ist der strukturierte Einstieg in den Pflegeprozess. Es handelt sich um die systematische Erhebung und Auswertung von Gesundheits- und Lebensdaten, um den individuellen Pflegebedarf und Ist-Zustand einer zu pflegenden Person zu erkennen und geeignete Maßnahmen abzuleiten.
Im Zentrum steht die Frage: Was benötigt dieser Mensch und wie kann er gezielt unterstützt werden? Dabei werden sowohl körperliche, psychische als auch soziale Phänomene betrachtet, ergänzt durch individuelle Wahrnehmungen und Bedeutungszuschreibungen, die im Pflegealltag eine zentrale Rolle spielen.
Unterschieden wird immer zwischen zwei Formen:
- Primäres Assessment: erfolgt bei der ersten Aufnahme und schafft einen umfassenden Überblick über den Zustand der pflegebedürftigen Person.
- Sekundäres Assessment: findet fortlaufend im Pflegealltag statt, um Veränderungen frühzeitig zu erkennen und Maßnahmen entsprechend anzupassen.
Mit digitalen Lösungen und der Anbindung an die Telematikinfrastruktur lassen sich Assessmentdaten effizienter dokumentieren, besser teilen und sicher auswerten – eine wichtige Grundlage für die Digitalisierung in der Pflege.
Wann wird ein Pflegeassessment eingesetzt?
Ein Pflegeassessment kommt immer dann zum Einsatz, wenn Pflegebedarf systematisch erfasst und eingeschätzt werden soll, insbesondere zu Beginn einer Versorgungssituation, etwa im Rahmen der Pflegeanamnese. Es ist ein zentrales Werkzeug, um fundierte Entscheidungen über notwendige pflegerische Maßnahmen zu treffen und Pflegediagnosen zu stellen.
Auch im weiteren Verlauf der Pflege wird das Assessment regelmäßig wiederholt, um Veränderungen frühzeitig zu erkennen, die Entwicklung zu beobachten und die Versorgung individuell anzupassen. So kann z.B. bei einem erhöhten Dekubitusrisiko die Frequenz und Intensität der Prophylaxemaßnahmen direkt an die Einschätzung angepasst werden.
Wie wird ein Pflegeassessment durchgeführt?
Ein Pflegeassessment folgt einem klar strukturierten Ablauf, um die Pflegebedarfe eines Menschen detailliert zu erfassen. Der Prozess beginnt mit der systematischen Datensammlung, etwa durch Beobachtung, Gespräche mit der pflegebedürftigen Person oder deren Angehörigen sowie durch Einsicht in vorhandene Gesundheitsdokumente (beispielsweise Medikamentenpläne oder die elektronische Patientenakte (ePA)).
Die Auswahl geeigneter Methoden und die strukturierte Sammlung von Daten sind entscheidend, um eine präzise Einschätzung des Pflegebedarfs zu ermöglichen. Die Kombination aus Beobachtung und gezielter Untersuchung schafft dabei eine objektive Entscheidungsgrundlage.
Darauf folgt die Analyse und Auswertung der erhobenen Informationen:
- Welche Fähigkeiten sind erhalten?
- Wo besteht Unterstützungsbedarf?
- Welche Risiken müssen berücksichtigt werden?
Abschließend werden alle relevanten Daten dokumentiert und in den Pflegeprozess überführt, im besten Fall digital. Wird das Assessment in eine digitale Pflegesoftware eingebunden und über die Telematikinfrastruktur bereitgestellt, können die relevanten Informationen datenschutzkonform mit den entsprechenden Akteuren wie Pflegeeinrichtungen, Arztpraxen und weiteren Leistungserbringergruppen geteilt werden. So können gemeinsame Einschätzungen getroffen werden, die zu einer passgenauen Versorgung des Patienten beitragen.
Voraussetzungen für ein Pflegeassessment
Ein professionelles Pflegeassessment setzt voraus, dass Pflegefachkräfte die Bedeutung der Maßnahme verstehen und über fundiertes Fachwissen im Umgang mit Pflegediagnosen verfügen. Nur so lassen sich die Ergebnisse korrekt interpretieren und in gezielte pflegerische Maßnahmen überführen.
Darüber hinaus braucht es ein verständnisorientiertes Vorgehen, das quantitative Daten mit qualitativen Einschätzungen verbindet. Ein standardisiertes Assessment-Instrument kann nur dann die Pflegepraxis sinnvoll unterstützen, wenn es auf die jeweilige Zielgruppe abgestimmt ist, praxisnah entwickelt wurde und relevante Kriterien wie Reliabilität, Anwendbarkeit und Nutzen im Versorgungsalltag erfüllt. Dabei spielen auch subjektive Wahrnehmungen und Bedeutungszuschreibungen eine wichtige Rolle.
Im digitalen Kontext gewinnen zudem Anforderungen an Datenschutz, Schnittstellenfähigkeit und TI-Anbindung an Bedeutung. Nur wenn Assessmentdaten sicher und strukturiert über die Telematikinfrastruktur geteilt werden können, entfalten sie ihr volles Potenzial für sektorenübergreifende Zusammenarbeit und individuelle Versorgung.
Pflegeassessment-Instrumente im Überblick
Um Pflegebedarfe strukturiert zu erfassen, stehen Pflegekräften eine Vielzahl validierter Assessment-Instrumente zur Verfügung. Sie helfen dabei, Risiken und Probleme frühzeitig zu erkennen, den Pflegeprozess gezielt zu steuern und Versorgungsziele individuell zu definieren.
Je nach Pflegeumfeld und Zielsetzung kommen unterschiedliche Instrumente zum Einsatz, etwa zur Erhebung der Mobilität, der kognitiven Fähigkeiten, der Schmerzintensität oder des Dekubitusrisikos.
Nachstehend eine Auswahl etablierter Pflegeassessment-Instrumente mit deren jeweiligen Funktionen:
- Barthel-Index – Einschätzung der Selbstständigkeit im Alltag.
- Braden- oder Norton-Skala – Beurteilung des Dekubitusrisikos.
- Mini-Mental-Status-Test (MMST) – Erfassung kognitiver Beeinträchtigungen.
- Tinetti-Test & Up and Go-Test – Bewertung der Sturzgefahr.
- Numerische Rating-Skala / Visuelle Analogskala – Schmerzbewertung.
- ePA-AC – Ergebnisorientiertes Pflegeassessment speziell für die Akutpflege.
- Geriatrische Depressionsskala (GDS) – Erkennung von Altersdepression.
- Hendrich-Skala – Sturzrisiko bei älteren Patienten.
- Pflegeabhängigkeitsskala – Bestimmung der Pflegeintensität.
Die verschiedenen Assessment-Formen
In der Pflegepraxis werden unterschiedliche Assessment-Formen eingesetzt, je nach Situation, Einrichtung und Zielsetzung. Sie helfen dabei, pflegerische Bedarfe strukturiert zu erfassen und Maßnahmen individuell anzupassen.
Notfallassessment: In akuten Situationen ist schnelles Handeln gefragt. Beim Notfallassessment wird der Zustand lebenswichtiger Systeme wie Herz, Lunge und Gehirn geprüft. Pflegekräfte beurteilen Bewusstsein, Atmung, Hautfarbe, Sprache und Kreislaufzeichen.
Problemorientiertes Assessment: Wenn bereits eine Pflegediagnose vorliegt, dient dieses Assessment der gezielten Bewertung und Verlaufskontrolle. So kann überprüft werden, ob sich ein Zustand verbessert oder verschlechtert hat und ob bestehende Maßnahmen noch angemessen sind.
Fokus-Assessment: Hier liegt der Fokus auf einem konkreten Pflegeproblem, etwa Schmerzen, Mobilität oder Inkontinenz. Diese Form des Assessments ermöglicht eine vertiefte Betrachtung einzelner Aspekte und dient oft als Ergänzung zum Basisassessment.
Zeitverzögertes Assessment: In Langzeitpflegeeinrichtungen oder bei ambulanten Diensten erfolgt das Pflegeassessment regelmäßig, etwa alle drei, sechs oder zwölf Monate. Es dient dazu, neue Pflegeprobleme zu identifizieren und den bestehenden Pflegebedarf sowie das Gesundheitsverhaltensmuster zu überprüfen.
Aufnahmeassessment (Basisassessment): Beim Einzug in eine Pflegeeinrichtung oder dem ersten Kontakt im Krankenhaus liegt meist nur wenig Information über die pflegebedürftige Person vor. Das Aufnahmeassessment erfasst systematisch alle relevanten Daten, etwa zur Biografie, Medikation, Mobilität oder psychosozialen Situation, eine wichtige Grundlage für die Planung der individuellen Pflege.
Viele dieser Assessment-Formen lassen sich heute digital abbilden. Über vernetzte Pflegedokumentationssysteme oder die Anbindung an die TI können Ergebnisse direkt gespeichert, ausgewertet und mit anderen Leistungserbringern im Gesundheitswesen geteilt werden – für mehr Transparenz und eine lückenlose Versorgung.
Häufige Fragen und Antworten
Was versteht man unter Pflegeassessment?
Unter dem Begriff Pflegeassessment versteht man einen strukturierten Prozess zur Erhebung und Bewertung pflegerelevanter Informationen. Ziel ist es, den individuellen Pflegebedarf einer Person systematisch zu erfassen und darauf basierend geeignete Maßnahmen zu planen. In digitalen Dokumentationssystemen wird das Assessment direkt gespeichert und kann im Rahmen der Telematikinfrastruktur sicher verfügbar gemacht werden.
Was sind Assessment-Instrumente in der Pflege?
Assessment-Instrumente sind standardisierte Hilfsmittel wie Skalen, Fragebögen oder Tests, mit denen Pflegekräfte bestimmte Risiken oder Zustände erfassen. Sie erleichtern die objektive Entscheidungsfindung, fördern die Qualität der Versorgung und ermöglichen eine transparente, nachvollziehbare Pflegedokumentation und entsprechende Pflegediagnosen.